Celler Schloss-Gespräch: Erfolgsfaktor Mensch

Das vierte Celler Schloss-Gespräch befasste sich am 12. November 2015 mit der wichtigsten Ressource im Unternehmen – den Menschen. Unter dem Motto „Erfolgsfaktor Mensch“ beleuchteten Experten, Unternehmen und Betroffene zwei wichtige Teilaspekte dieses umfassenden Themenkomplexes: die Integration von Migranten in die Arbeitswelt und die Gewinnung von jungen Mitarbeitern.

Zunächst kamen die Veranstalter zu Wort. Flexibilität, Offenheit und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen seien heute wichtiger als je zuvor, betonte Ralf Othmer, Geschäftsführer der Deutschen Management Akademie Niedersachsen, im Gespräch mit Moderatorin Astrid Frohloff. „Nur wer sich aktiv weiterentwickelt, wird zum ‚Erfolgsfaktor‘ für sein Unternehmen.“

NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt berichtete: „Der überwiegende Teil unserer Firmen hat sich bereits mit der Frage auseinandergesetzt, Flüchtlinge zu beschäftigen oder plant, das zu tun.“ Er stellte die Ergebnisse einer Umfrage  unter den Mitgliedern seiner Verbände vor. Danach sind über 60 Prozent der Metall- und Elektro-Industrie eher skeptisch, ob die Einstellung von Flüchtlingen zur Lösung des Fachkräfteproblems beitragen kann. Deutlich optimistischer sehen das die konsumnahen Dienstleister: Fast 80 Prozent erhoffen sich Impulse für die Lösung des Fachkräfteengpasses.

Jobs für Flüchtlinge - Chancen für die Wirtschaft

Wie gelingt die Integration von Migranten in die deutsche Arbeitswelt? Wie können Unternehmen das Potenzial der Asylsuchenden nutzen? Und wie unterstützt die Bundesagentur für Arbeit sie dabei? Um diese hochaktuellen Fragen ging es dann auch im ersten Teil der Veranstaltung.

Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler schilderte seinen Weg vom Gastarbeiterkind zum erfolgreichen Juristen mit Harvard-Abschluss. Er zeigte sich optimistisch: „Das Märchen von der gescheiterten Integration ist längst überholt. Migrantenkinder wissen, dass sie in Deutschland bleiben wollen.“ Integration sei aber kein „Multi-Kulti-Straßenfest“, sondern harte Arbeit. Dabei stünden drei Aspekte im Vordergrund, ohne die Integration nicht gelingen kann: Sprache, Ausbildung und Arbeit.

Mangelnde Sprachkenntnisse sind auch für Ulrich Christ von der Bundeagentur für Arbeit das größte Integrationshemmnis. „Von betrieblicher Seite ist es wichtig, den Migranten Weiterbildungsangebote zu vermitteln“, so sein Rat an die Unternehmen. Denn: „Der Weg zum Arbeitsvertrag führt über Qualifikation und Kompetenz. Schließlich ist es für Unternehmen kein Selbstzweck, Migranten zu beschäftigen. Es geht darum geeignete, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.“

Das konnte Martin Bauermeister bestätigen, der in seinem Handwerksbetrieb einen jungen Flüchtling aus Somalia beschäftigt. Allerdings musste er dafür viele bürokratische Hürden überwinden. „ Wir sind gemeinsam den Weg durch die Behörden gegangen, um die Genehmigungen zu bekommen“, sagt Bauermeister, der voller Anerkennung von seinem afrikanischen Auszubildenden spricht: „ Er ist hochmotiviert, äußerst positiv – ein Gewinn für meinen Betrieb.“ 

Generation Facebook – Arbeitgeberattraktivität entscheidet

Nach einer musikalischen Gedankenpause folgte der zweite Teil, in dem man der Frage nachging, was Arbeitgeber für junge Menschen attraktiv macht.

Professor Michael Haller von der Hamburg Media School stellte die Ergebnisse einer Studie vor, die das Kommunikationsverhalten und die Werte und Erwartungen der „Generation Y“ untersucht hat. „Sie haben eine hohe Teamfähigkeit, möchten gern regional verankert bleiben und sind nur bedingt mobil.“ Persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung seien für sie ebenso wichtig wie die Balance zwischen Arbeit, Familie und Freunden. „Sie denken stets im Kontext“, so Haller, „haben aber Angst vor Entscheidungen.“ Sein Rat an die Unternehmen:  Sie sollten Mitarbeiter dieser Generation fordern, fördern, zur Weiterbildung motivieren – sie aber auch „mit den Mühen der Ebene vertraut machen.“

Werden die Unternehmen schon bald selbst zu „Bewerbern“? HR-Manager Steffen Brinkmann von der Continental AG in Hannover beantwortete diese Frage mit einem klaren Ja. Orientierung und Werte in einem Unternehmen würden immer wichtiger. Und auch die Sinnhaftigkeit der neuen Tätigkeit spiele bei den Bewerbern zunehmend eine große Rolle. Brinkmann: „Vertrauen und Freiheit sind für die künftigen Mitarbeiter entscheidende Gründe bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Und man stellt sich die Frage: Erfüllt mich meine Tätigkeit?“

So sah es auch Jungunternehmer Oliver Ihn – der an diesem Abend als Repräsentant der Generation Facebook zu Wort kam. Der Journalist, Moderator und  Mediengestalter hat sich auf Medienproduktionen spezialisiert. „Geld allein macht nicht glücklich. Spaß ist genauso wichtig“, sagte er. Die Chemie im Arbeitsumfeld müsse stimmen. „Das ist für mich entscheidend.“

Musikalisch umrahmt wurde das Programm von der Band „Sophie(l) zum Thema Jazz“ aus Celle, deren Interpretationen bekannter Amy-Winehouse-Lieder das Publikum mit sehr lebhaftem Applaus würdigte.

Beim Get together in den Caroline-Mathilde-Räumen des Celler Residenzmuseums hatten die Teilnehmer anschließend in zwangloser Atmosphäre Gelegenheit zum Gedankenaustausch.

Veranstalter der Celler Schloss-Gespräche sind die Deutsche Management Akademie Niedersachsen und NiedersachsenMetall. Ihr Ziel ist es, den Entscheidern in niedersächsischen Unternehmen Impulse und konkrete Hilfestellungen für ihre Aktivitäten auf heimischen und internationalen Märkten zu geben.

Fotos: Anne Friesenborg